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Veranstaltung zum Friedensprozess in Kolumbien

Der Potsdamer Lateinamerika-Arbeitskreis Tierra Unida hat am 4. Mai 2017 im Buchladen Sputnik in Potsdam eine Veranstaltung zum Friedensprozess zwischen der FARC-EP und der Regierung in Kolumbien durchgeführt. Im vollen Buchladen bekamen die Gäste einen chronologischen Überblick über den aktuellen Stand des Friedensabkommens und schauten zudem eine Kurzdokumentation, in welcher verschiedene Protagonisten der Guerillaorganisation zum Thema Frieden zu Wort kommen. Im Jahr 2012 begannen die Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der kolumbianische Regierung, die schließlich im vergangenen Jahr erfolgreich endeten. Aktuell findet die Umsetzung der Vereinbarungen statt, die jedoch an vielen Punkten nur schleppend voran kommt. Viele der Übergangszonen, wo die Guerillaorganisation auf das zivile Leben vorbereitet und sie entwaffnet wird, sind nur ungenügend ausgestattet. Zudem fehlt eine Anwendung des Amnestiegesetzes und gibt es keine adäquate Sicherheitspolitik, um soziale Bewegungen und Guerillaorganisation vor Angriffen paramilitärischer Gruppen zu schützen.

Darüber berichtete Christian Raschke, der Kolumbien durch verschiedene Arbeits- und Studienaufenthalte kennt und Mitglied bei Tierra Unida ist. In dem Land gibt es seit über 50 Jahren einen bewaffneten Konflikt zwischen verschiedenen Akteuren. Eine kritische Berichterstattung und das Herstellen einer Öffentlichkeit zum Thema Frieden sowie die politische Situation vor Ort, die gerade für soziale Bewegungen und Menschenrechtsverteidiger gefährlich ist, sind seit Jahren ein Bestandteil der Arbeit von Tierra Unida.

Veranstaltung: Kolumbien auf dem Weg zum Frieden?

Im Jahr 2012 begannen die Friedensgespräche zwischen der Regierung Kolumbiens mit der größten aktiven und linken Guerillabewegung des lateinamerikanischen Kontinents, der FARC-EP. Diese wurden am 26. September 2016 offiziell beendet. Am 2. Oktober 2016 stimmte jedoch in einer Volksabstimmung eine knappe Mehrheit gegen den Friedensvertrag. Dieser wurde schließlich neu verhandelt und befindet sich nun in der Umsetzung.

Wie steht es um den Friedensprozess mit der FARC-EP? Wie sieht es mit den aktuellen Umsetzungen der Vereinbarungen aus? Werden die Waffen niedergelegt und was geschieht danach mit der Guerilla? Ist Frieden in einem Land denkbar, in der die Ungerechtigkeit enorm ist und die Morde an Personen der politischen und sozialen Bewegungen weiter steigen?

In der Veranstaltung wird die Kurzdokumentation „Hablan las FARC-EP“ (Die FARC-EP sprechen) mit deutschen Untertiteln gezeigt. Ein Protagonist des Filmkollektivs der Dokumentation, Roman Zeughaus, wird anwesend sein. Christian Raschke, Mitglied vom Lateinamerika-Arbeitskreis Tierra Unida und mit mehreren Arbeits- und Studienaufenthalten in Kolumbien, berichtet über den Stand der Umsetzungen des Friedensabkommens und die politische Zukunft der Guerilla.

Wann: Donnerstag, 04. Mai 2017 um 19 Uhr
Wo: Buchladen Sputnik, Charlottenstraße 28, 14467 Potsdam
Veranstaltet vom Lateinamerika-Arbeitskreis tierra unida e.V.
Der Eintritt ist frei

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Kurzbericht von der XXII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz

Die Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin ist dafür bekannt, in Kontakt mit Gruppen und Organisationen zu treten, die sich unter anderem solidarisch mit linken und alternativen Prozessen in Lateinamerika zeigen. Zudem werden immer wieder interessante Gäste aus Lateinamerika eingeladen. So auch dieses Mal…

Als referierende Gäste begann Jean Wyllys, Mitglied im brasilianischen Nationalkongress von der Partido Socialismo e Liberdade. Nach Ausführungen zu seiner Biographie erzählte er vom Putsch in Brasilien, der vorrangig von der Elite und von den Medien getragen wurde. Elementar war der Hass auf die Linke und Minderheiten, auch die Frauenfeindlichkeit und Rassismus wurden dadurch geschürt. Die wirtschaftliche und soziale Krise betrifft vor allem die Ärmsten der Gesellschaft, während die Elite davon versucht zu profitieren. Doch auch mit Kritik an der PT, besonders deren teilweise neoliberales Konzept, sparte er nicht.

Über den Friedenprozess in Kolumbien sprachen Guillermo Quintero, Dokumentarfilmer aus Mexico, dann Alberto Pinzón, Exilierter aus Kolumbien der den Friedensprozess von 1999 bis 2002 begleitete sowie der deutsche Journalist und Lateinamerikakenner André Scheer. Zuvor gab es eine Grußbotschaft der Guerilla FARC-EP an die Teilnehmenden der Konferenz. Alle machten deutlich, dass die internationale Solidarität für den Frieden und Kolumbien wichtig seien, gerade aktuell, in der der rechte Paramilitarismus wieder steigt.

Aus Kuba berichtete die junge Journalistin Arlín Alberty Loforte. Sie ist stellvertretende Direktorin der Tageszeitung Granma und Leiterin von Granma Internacional. Sie referierte über den aktuellen Stand der kubanischen Gesellschaft und besonders über die Rolle der jungen Generation. Dazu gab es dann auch gleich kritische Nachfragen, wie eine junge Generation in Zeiten der Öffnung und des steigenden Tourismus zum Sozialismus und der PCC als führende Kraft steht. Dazu noch der Hinweis, dass die Granma Internacional auf Deutsch nun vom Verlag 8. Mai aus Berlin hergestellt wird und die deutsche monatlich erscheinende Ausgabe hier natürlich auch abonniert werden kann.

Gepaart wurde das Programm der Referenten mit Kulturprogramm, so zum Beispiel durch den chilenischen Songwriter Nicolás Miquea, der über Linke und Musik sprach. Neben dem Konferenzsaal präsentierten sich auch die unterschiedlichsten Gruppen und Organisationen im Foyer des Veranstaltungsortes. Mit dabei natürlich auch Cuba Sí, mit denen Tierra Unida bereits eine Veranstaltung organisierte. Die Konferenz ist also ein Ort, Kontakte zu festigen und zu knüpfen, aber sich auch über die neuesten Entwicklungen, nicht nur in Lateinamerika, zu informieren.

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Christian Raschke beim Gesundheitsprojekt in Ecuador

Als ich im Oktober 2016 einige soziale Projekte und Freunde in Nicaragua und Kolumbien besuchte, da durfte ein Abstecher nach Salitre in Ecuador natürlich nicht fehlen. Immerhin haben wir dort als Tierra Unida unser Gesundheitsprojekt. Drei Tage verbrachte ich im Haus meines Freundes Galo und informierte mich über den Stand des aktuellen Gesundheitsprojektes und auch über die Soforthilfe zum Erdbeben an der Westküste.

Seit mehr als 20 Jahren gibt es bereits Kontakt zum Chirurgen Dr. Galo Alvear, der im Landkreis Salitre lebt und praktiziert. Bis heute werden regelmäßig Besuche in Schulen von drei verschiedenen Landkreisen von ihm durchgeführt. Dabei werden die Schüler mit notwendigen Medikamenten und Vitaminpräparaten versorgt, Gesundheits- und Hygieneaufklärung abgehalten und bei Bedarf Transport und medizinische Behandlung in einem Krankenhaus angeboten. Aktuell ist die präventive Behandlung mit anti-parasitärer Arznei in den Schulen.

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Weiterhin gibt es Aufklärungsunterricht an den Schulen, der explizit auf junge Schülerinnen und Schüler der Primarstufe ausgerichtet ist. Kinder sollen ihr im Aufklärungsunterricht erlerntes Wissen an die Eltern weitergeben. Händewaschen vor und nach den Mahlzeiten, Abkochen des Wassers, die Sauberkeit der Wohngegend und eine ausgewogene Ernährung zählen zu den zahlreichen Tipps, die Galo den Schülern mitteilt.

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Im Vordergrund für dieses Jahr stand jedoch das Thema des Erdbebens und der Soforthilfe, die unter anderem von Galo aus Salitre durch zwei Hilfsbrigaden organisiert wurde. Hierfür erhielt er zusätzliches Geld von Tierra Unida. Auch wenn das Erdbeben die größten Schäden im Westen an der Küste anrichtete, so war auch das Haus von Galo betroffen. Risse an den Wänden, Fliesen die sich ablösten und heruntergefallene Gegenstände waren aber kein Vergleich zu dem, was die betroffenen Menschen an der Küste erleben mussten.

Das Erdbeben in Ecuador Mitte April 2016 war das schlimmste Erdbeben in diesem Land seit Jahrzehnten. Über 550 Menschen kamen ums Leben, Tausende wurden verletzt und obdachlos. Galo organisierte zwei Hilfsbrigaden nach Manta und nach Bolívar. Als Notfallhilfe besorgten sie Notküchen und Gastanks für Bedürftige in der zerstörten Stadt Manta. Zudem wurden Medikamente in zahlreichen Orten kostenlos an die Bevölkerung ausgegeben. Auch weiterhin freuen wir uns über Spenden aus Deutschland, um vor Ort tätig sein zu können.