Interview zu Brasilien

Bezugnehmend auf die bevorstehenden Wahlen in Brasilien gibt es von Tierra Unida-Mitglied Mario Schenk ein Interview zur aktuellen Situation im Land bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Am 2. Oktober sind in Brasilien Wahlen und es entscheidet sich ob es einen politischen Wechsel unter dem Linken Luiz Inácio „Lula“ da Silva von der Arbeiter*innenpartei (PT) gibt oder ob es dem rechten Amtsinhaber Jair Bolsonaro (Partido Liberal – PL) gelingt, im Amt zu bleiben. Gleichzeitig finden auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene die Wahlen zu Parlament und Regierung statt.

Über den möglichen Ausgang der Präsidentschaftswahl, die Gefahr eines Putsches, die Rolle rechter Milizen und des Militärs sowie die Herausforderungen für eine linke Regierung nach einem Wahlsieg hat Mario Schenk mit Jorge Pereira Filho gesprochen. Er ist Journalist und Projektkoordinator im Auslandsbüro São Paulo der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS). Dort arbeitet er zu den Schwerpunkten Soziale Bewegungen und linke Parteien in Brasilien sowie den Strategien von Bolsonaro und der extremen Rechten für deren Machterhalt.

Interview „Wahlen in Brasilien“

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Faire Woche zu Textilien

Seit über 20 Jahren gibt es deutschlandweit die „Faire Woche“ im September, um Menschen zu informieren und vor allem dazu einzuladen, Veranstaltungen zum Fairen Handel in ihrer Region zu besuchen oder selbst zu organisieren. Der Fokus in diesem Jahr liegt auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften in der Textil-Lieferkette.

Kleidungsstücke und Textilien werden jedes Jahr in großem Stil von uns gekauft, viele davon wurden unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Viele andere werden letztendlich nicht getragen und verbleiben im Kleiderschrank. Kinderarbeit und der Einsatz von Chemikalien sind keine Seltenheit. Hierüber will die Faire Woche aufklären, die vom 16. bis 30. September 2022 stattfindet.

Infos unter: https://www.faire-woche.de/

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Zum Gesundheitsprojekt und zur Lage in Ecuador

Unser Mitglied und Arzt, Dr. Galo Alvear Vitery, hat uns wieder einen Bericht über seine Arbeit und die Situation im Land zukommen lassen.

„Beständigkeit ist etwas, das nur wenige Gruppen, Unternehmen oder Stiftungen haben. Nun, ein Projekt aus dem Boden zu stemmen und durchzuführen ist eine sehr gute Sache, aber es über viele Jahre aufrecht zu erhalten, das ist bewundernswert. Unser Gesundheitsprojekt in Salitre feiert langjährige Präsenz und damit die ständige Unterstützung von Sektoren, die von den staatlichen Institutionen fast vergessen wurden. Zunehmend sind es die Kinder, die davon profitieren (…).“

Mit diesen Worten beginnt Dr. Galo Alvear Vitery seine Ausführungen und bestätigt damit, wie wichtig uns als Verein das Gesundheitsprojekt ist und vor allem mit wieviel Energie wir das Projekt schon seit vielen Jahren durchführen. Vor allem Antiparasita, Vitamin C und Antivirus- bzw. Desinfektionskarten sind Teil des Gesundheitsprojektes, die vor allem an Schulen und kleinen Orten kostenlos bereitgestellt werden.

Die Situation ist jedoch sehr schwierig, auch wenn das Projekt mit „Freude und Optimismus weitergeht“. Weiterhin will Dr. Galo Alvear Vitery die ärmsten der Armen besuchen. Er schreibt, die Freude sei ansteckend und oft fragen auch die Eltern oder Großeltern nach den kostenlosen Medikamenten, auch wenn deren Beschaffung immer teurer wird.

Zur Situation in Ecuador schreibt er, dass der Dollar als Währung eine sehr starke Währung ist, was dazu führt, dass es für die Nachbarländer ein teures Land ist und darunter zum Beispiel der Tourismus leidet. Die Einkünfte aus dem Tourismus waren früher ein wichtiger Posten in der Landeswirtschaft, doch nun befindet sich dieser im Niedergang, wozu auch die Gewalt im Land als Ursache hinzukommt.

Ecuador, dass im Norden an Kolumbien (den größten Drogenproduzenten), im Süden durch Peru (ebenfalls ein Produzent vor allem von Kokain) und im Westen an den Pazifik mit seinen vielen Flussmündungen und Mangroven grenzt, ist ein Paradies für Piraten und Drogenschmuggler geworden, um Drogen per Boote, U-Boote oder Flugzeuge in den Norden zu transportieren.

Diese geografische und sozioökonomische Situation im Land, wie Armut und Arbeitslosigkeit, wird von den mexikanischen und kolumbianischen Kartellen ausgenutzt. Untereinander gibt es Territorialstreitigkeiten, die Ecuador mit Blut und Schrecken übersäen. Die Korruption nimmt zu und mafiöse Strukturen unterwandern die staatlichen Strukturen. Erpressung und Einschüchterung sind allgegenwärtig.

Auch die Zahl von Drogenabhängigen ist in Ecuador zuletzt stark gestiegen, darunter vor allem Kinder und junge Menschen, schreibt Dr. Galo Alvear Vitery. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Ecuador seit längerer Zeit ein Staat ist, der zunehmend mit Problemen zu Kämpfen hat. Umso wichtiger ist es, dass das Gesundheitsprojekt vor Ort weitergeführt wird.

Dr. Galo besucht weitere Schule für Gesundheitsförderung

Ein Wiedersehen im Rahmen des Gesundheitsprojektes gab es für Dr. Galo Alvear Vitery am vergangenen 4. August mit Kindern, Lehrenden und Müttern der Schule „Eloy Alfaro“, die Dr. Galo schon seit längerer Zeit betreut. Diese Schule befindet sich in einer ländlich geprägten Region im Süden der Kleinstadt Salitre. In der Schule setzte unser Arzt und Tierra Unida-Mitglied aus Salitre die Entwurmungskampagne fort, gab Vitamin C aus und schenkte Antivirus- bzw. Desinfektionskarten. Diese gesundheitsfördernden Produkte können aufgrund der Spenden in Deutschland in Ecuador kostenlos verteilt werden.

Situation in Ecuador schwierig – Projekt läuft weiter

Auch wenn die Situation gerade aus Sicht von Kriminalität, Sicherheit sowie ökonomischer Situation in Ecuador immer schwieriger wird, macht Dr. Galo Alvear Vitery, unser Projektarzt und Mitglied bei Tierra Unida, vor Ort mit dem Gesundheitsprojekt weiter. Zuletzt war er selbst von einem Überfall in einem Bus von Salitre nach Guayaquil betroffen. Auch das öffentliche Bild im Land zeugt von der prekären Situation. Dr. Galo Alvear Vitery beschreibt, dass sehr häufig auch Militärpatrouillen zu sehen sind. Aber die Kriminalität und öffentliche Sicherheit wird dadurch noch lange nicht gewährleistet. Zu tief sind die Verwurzelungen zwischen organisierter Kriminalität, Drogenhandel, Korruption und Politik. Denn Ecuador ist mittlerweile zu einem wichtigen Transitland von Drogen geworden. Zudem sorgt die sozioökonomische Situation dafür, dass sich junge Menschen in Banden wiederfinden. Die Repression, fehlende Sozial- und Resozialisierungsprogramme und Perspektivlosigkeit verschärfen die Lage. Sichtbar wird es auch in der Situation in den Gefängnissen, wo Aufstände und Massaker fast an der Tagesordnung sind. Trotz alledem war Dr. Galo Alvear Vitery wieder unterwegs, um jungen Menschen in gesundheitsfördernden Aspekten zu unterstützen. Dieses mal führte er sein Gesundheitsprojekt in La Conchita, Guachapelí, durch.

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Alles für die Gesundheit

Unser Vereinsmitglied und Arzt, Dr. Galo Alvear Vitery, war wieder in der Gegend um Salitre unterwegs, um die lokale Bevölkerung mit Vitamin C und Anti-Parasiten-Tabletten zu unterstützen. Im Fokus hatte er besonders Kinder und Jugendliche, denn vor kurzer Zeit begann in Ecuador wieder der Präsenzunterricht in den Schulen. Mit diesen Aktionen im ländlichen Gebiet leistet Tierra Unida einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsprävention.

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Ecuador – eine Momentaufnahme zwei Jahre nach der Pandemie

Unser Arzt aus Salitre/Ecuador, Dr. Galo Alvear Vitery,  schrieb uns zuletzt mehrmals und berichtete aus seiner Stadt und seinem Land. Anbei nun ein paar Impressionen zur aktuellen Situation und wie er und andere sich gerade fühlen.

Hier seine übersetzten Worte:

Wir befinden uns mitten im Winter, das bedeutet, dass wir hier in Salitre sehr hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit haben, es ist enorm heiß (im Gegensatz zu Quito, wo der Winter sehr kalt ist).

Im Allgemeinen regnet es die ganze Nacht und tagsüber nur sehr wenig, aber es reicht aus, um das gesamte Land zu überfluten, was dazu führt, dass die Reisfelder und Obstplantagen ertrinken, die Nutztiere sterben und die Bauern in Kanus umherfahren, weil alle lokalen Straßen verschwunden sind. Es gibt keine Ernte, keine Arbeit und keinen Handel, die Stadt ist größtenteils überschwemmt und viele Geschäfte stehen mangels Kunden leer.

Erinnern wir uns daran, dass wir uns am Ende der Pandemie befinden, die uns viel Schmerz und Traurigkeit sowie Armut hinterlassen hat. Die Treibstoffkosten stiegen und damit auch die Preise für die Produkte des Familienlebens und Medikamente. Spekulanten haben immer Ausreden, um die Preise für alles zu erhöhen. Während die Natur ungezähmt ist, ist die Regierung faul, korrupt und ineffektiv.

In Ecuador geht die Krise in Krankenhäusern und Gesundheitszentren weiter. Die Angehörigen müssen alle Medikamente und sogar Vorräte wie Spritzen, Nahtmaterial usw. kaufen, denn in den Lagern ist nichts, es ist schrecklich, was passiert, während die Medikamentenhändler ihre Taschen füllen und die Armen das Unbeschreibliche erleiden. Auch ich musste in das Nachbarland Peru fahren, um Medikamente zu bekommen.

Zu all dem müssen wir die Tatsache hinzufügen, dass sich die Drogenkartelle in unserem kleinen Land positioniert haben, insbesondere das Sinaloa-Kartell und einem anderen der gleichen Größenordnung. Dies hat die Unsicherheit der Bürger erhöht, da es jeden Tag mindestens 10 Morde durch Auftragsmörder in den territorialen Streitigkeiten gibt. Ecuador ist nicht mehr nur ein Transitland für Drogen, es ist jetzt ein Konsumentenland mit der daraus resultierenden Verschlechterung für die Jugend, insbesondere derjenigen, die in den Armutsgürteln leben. Jeden Tag werden mehrere Tonnen Drogen beschlagnahmt, aber sicherlich sind viele andere bereits durch andere geheime Häfen auf die Reise gegangen.

Jetzt, im Monat Mai, wird der Unterricht an der Küste wiedereröffnet, wobei alle Schüler und Lehrer anwesend sind, da sie versichern, dass es keine Pandemie mehr gibt. Dies bedeutet Kosten für Studiengebühren, Uniformen, Materiallisten, Transport und andere verschiedene Ausgaben. Nicht alle Schulen auf dem Land und in den Städten sind für die Aufnahme von Personal geeignet, viele sind nach zweijähriger Schließung ohne jegliche Betreuung sehr zerstört. Viele andere sind überschwemmt und in anderen wurden bis auf die Toiletten geplündert. Die Regierung hat auch keinen Wiedereröffnungsplan umgesetzt, indem sie die physischen Bedingungen dieser Schulen verbessert hätte. Die Eltern sind besorgt, aber froh, dass ihre Kinder wieder im Klassenzimmer sind.

Nun, alles deutet auf große Traurigkeit unserer Bewohner hin, aber in Wirklichkeit ist es eine glückliche Stadt, die sich nicht von Widrigkeiten besiegen lässt, und wir schieben den Karren weiter vorwärts, wo auch immer hin. Das Leben geht weiter…

Lateinamerika-Stammtisch in Potsdam

Mit einem neuen Veranstaltungsformat versuche diverse Gruppen und Organisationen, darunter der Lateinamerika-Arbeitskreis tierra unida, über politisch relevante Themen Lateinamerikas zu diskutieren, sich über Informationen auszutauschen und Ideen zu sammeln. Ob wir uns einen Film anschauen, eine Referentin oder einen Referenten zu einem bestimmten Thema gewinnen wollen und/oder eine konkrete Aktion initiieren – vieles ist denkbar.

Der nächste Stammtisch findet am Dienstag, den 22. Februar, ab 18:00 Uhr im Projekthaus Potsdam statt.

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Neues aus Ecuador

Ecuador, unser Projektland von Tierra Unida, wird derzeit von zwei völlig ungewöhnlichen Situationen geplagt; die Covid-19-Pandemie und die Gewalt, so Dr. Galo Alvear Vitery, dem wir um eine kurze Einschätzung zur derzeitigen Situation gebeten haben.

COVID: Nach den Weihnachts- und Neujahrsfeierlichkeiten wurde landesweit ein starker Anstieg der Fälle festgestellt, insbesondere bei der OMICRON-Variante, die laut Experten leicht ansteckend, aber nicht tödlich ist.

Die offiziellen Zahlen sprechen von einer erheblichen Anzahl von Menschen, die auf die Impfstoffe zugegriffen haben. Unser Arzt, Dr. Galo Alvear Vitery, hat zum Beispiel drei Dosen von AstraZeneca bekommen. Es ist vor allem die Motivation, mit dem Status einer geimpften Person in den großen Städten Zugang zu den Einkaufszentren, Kinos, Fitnessstudios usw. Zu haben. Bei vielen Personen auf den Intensivstationen handelt es sich um nichtgeimpfte Personen. Der Ansteig der Fälle fürte wieder zu Maßnahmen wie Digitalunterricht und Homeoffice.

Salitre jedoch ist weiterhin als Kleinstadt stark bvom Virus beeinträchtigt, der durch Failien geht, aber auch durch die Lehrerschaft und das Gesundheitspersonal. Überhaupt ist die Wirtschaft derzeit, auch aufgrund von COVID, sehr schwach. Hinzu kommt der Mangel an Arzneimitteln in öffentlichen und staatlich geförderten Krankenhäusern. Die Korruption ist so groß, dass es in diesen Krankenhäusern nicht einmal Paracetamol gibt.

Es ist zu beachten, dass die Winterphase in der Küstenregion stark begonnen hat, wo hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit die Entwicklung von Vektoren begünstigen, die unter anderem DENGUE und für tropische Gebiete typische Krankheiten produzieren.

Als Schlusswort beschreibt Dr. Galo Alvear Vitery die Situation zynisch, dass es weiterhin eine hohe Zahl an Infizierten gibt und eine starke Auslastung der Krankenhäuser, aber mit Kaufhäusern und Stadien, die mit bis zur Hälfte der Kapazität voll sind.

Für die Gesundheit und für den Frieden

Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Besinnung, des Schenkens, aber auch des Gebens. Spenden haben mittlerweile eine Tradition in dieser Zeit und deswegen wollen auch wir, als Lateinamerika-Arbeitskreis tierra unida, dazu aufrufen uns mit unseren Projekten zu unterstützen.

Die Themen Gesundheit und Frieden sind die Schwerpunkte unserer Projekte in Lateinamerika. Das Gesundheitsprojekt in Ecuador hat eine über zwanzigjährige Tradition und versorgt vor allem Schulkinder mit Bildungs- und Präventionseinheiten sowie Medikamenten und Präparaten. Krankenschwestern werden ausgebildet und in Notlagen Soforthilfe geleistet.

In Kolumbien waren wir aktiv in friedensfördernden Projekten engagiert. Wir beteiligten uns an Projekten der sich im Wiedereingliederungsprozess in das zivile Leben befindlichen ehemaligen Kämpfer*innen der FARC. So konnte der Aufbau von zwei Kindergärten unterstützt werden.

Die Gesundheit ist als ein Menschenrecht festgeschrieben, aber in vielen Ländern sorgt die soziale und wirtschaftliche Situation dafür, dass der Zugang zu Gesundheitssektor nicht gegeben ist. Wir wollen mit dem Gesundheitsprojekt unseren Beitrag zu einer Gesundheitsfürsorge und gesunden Welt für alle leisten.

Der Friedensprozess in Kolumbien hat uns von Anfang an begeistert, gilt Kolumbien doch als einer der Länder mit den längsten bewaffneten Konflikten. Doch Frieden kann nur existieren, wenn die jungen Generationen in einem Umfeld von Sicherheit, Spiel und Wissensvermittlung groß werden können. Deswegen sehen wir den Aufbau von Kindergärten als die beste Unterstützung für den Frieden an.

Mit einer Spende können Sie unsere Projekte in Ecuador und Kolumbien sowie unsere solidarische Arbeit unterstützen. Wir wünschen Ihnen trotz der derzeitigen schwierigen pandemischen Lange eine besinnliche und vor allem gesunde Zeit!

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