Friedensprojekt (Kolumbien)

Friedensprojekt von 2019/20

Mit dem Kindergarten in Icononzo (Tolima) ist ein Leuchtturm entstanden, der auch auf andere Wiedereingliederungszonen strahlen soll. Im Fokus der Zonen stehen häufig die Kinder, die nicht nur in der Anzahl zunehmen, sondern wo es häufig noch kein Konzept der Betreuung und Unterstützung gibt. So gibt es aktuell einige Initiativen, die sich dem Aufbau und der Ausstattung von Kindergärten widmen. Sie wurden bei der Entstehung nicht mitgeplant und seitens der Regierung ist derzeit auch
keine große Unterstützung zu erwarten. Weil wir Kinder als die Früchte der Zukunft sehen und sie in einem Ambiente von Sicherheit, Geborgenheit, Spiel und Wissensvermittlung groß werden sollen, sehen wir in der Unterstützung beim Aufbau eines Kindergartens die beste Unterstützung für den Frieden. Wie schon letztes Jahr in Icononzo wollen wir nun den Kindern und Eltern in dem kleinen Dorf Agua Bonita (Caquetá) beiseite stehen und Gelder für den zukünftigen Kindergarten sammeln und nach Kolumbien transferieren.

Die Wiedereingliederungszone in Agua Bonita in der Landgemeinde La Montañita liegt in der südkolumbianischen Provinz Caquetá. Zu Zeiten des Krieges war sie eine sogenannte „rote Zone“, in der permanent Kriegshandlungen und Menschenrechtsverletzungen von allen bewaffneten Akteuren stattfanden. Heute leben in Agua Bonita, die Zone trägt eigentlich den Namen des ehemaligen FARC-Kommandanten Héctor Ramírez, 250 Personen. Die Häuser, mit von der Regierung gestellten Materialen und von der FARC kollektiv aufgebaut, sind bunt wegen eines zurückliegenden Graffiti-Festivals verziert. Der Ort ist einladend gestaltet, nur bei Regen weicht der Boden der Wege schnell auf. Durch Gemeinschaftsarbeit entstand eine kleine Bibliothek mit Computerarbeitsplätzen, ein kleines Kulturhaus und ein kleiner Sportplatz. Als produktive Projekte gibt es die Landwirtschaft, vor allem Ananas, eine Obstverarbeitungsanlage, eine Fischzuchtanlage, verschiedene Werkstätten wie für die Produktion von Schuhen und ein Laden.

Das Haus für den zukünftigen Kindergarten gibt es schon. Es ist ein Haus, das aus den typischen und einfachen Materialen besteht, aus denen fast alle Häuser sind. Der zukünftige Kindergarten soll aber umgebaut und an die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. Drumherum soll ebenfalls das Gelände gestaltet werden, mit Spielgeräten und umzäunt. Bisher gibt es wohl die Zusage aus Norwegen für eine Unterstützung des Projektes. Aber dies reicht bei weitem nicht aus. Vor allem sind die Frauen und Männer der FARC auf internationale Unterstützung angewiesen. Aus diesem Grund wollen wir den Wunsch nach einem adäquaten Ort für die immer mehr werdenden Kinder in Agua Bonita Realität werden lassen. Ein Kindergarten in einer gut entwickelten und gut organisierten Wiedereingliederungszone in einer am Konflikt am stärksten betroffenen Region ist ein gutes Signal für die Unterstützung des Friedens in Kolumbien. Das Friedensprojekt soll in Kooperation mit der Familienstiftung „Für den Süden – Stiftung der Familie Raschke“ realisiert werden.

Mehr Informationen finden Sie in der Projektbeschreibung als PDF-Dokument:

Friedensprojekt TierraUnida 2019

Friedensprojekt von 2017/18

Die aufständische Guerilla FARC-EP hat einen Prozess des Dialogs mit der kolumbianischen Regierung ins Leben gerufen, die den sozialen und bewaffneten Konflikt, in dem das Land seit 53 Jahren lebt, beenden soll. Am 24. November 2016 wurde in der Stadt Bogotá die endgültige Vereinbarung zur Beendigung des Konflikts und den Aufbau einer stabilen und dauerhaften Frieden unterzeichnet.

Von diesem Moment an bewegten sich die FARC-EP-Kämpferinnen und -kämpfer in sogenannte Übergangs- und Normalisierungszonen. Eine davon ist die ehemalige ZVTN Antonio Nariño im Dorf La Fila, die sich in der Gemeinde Icononzo im Departement Tolima befindet. Nun finden wir hier, mittlerweile in eine sogenannte Ausbildungs- und Wiedereingliederungszone umbenannt, Kämpferinnen und Kämpfer, die dem ehemaligen militärischen Ostblock der FARC-EP angehörten.

Als die Friedensgespräche voran schritten, veränderte die ehemals militante bewaffnete Bewegung die soziale Familienstruktur. Kleine Familien entstanden und damit die Hoffnung, dass Kinder in einem Kolumbien in Frieden groß werden. Diese Kinder stehen unter keinem besonderen Schutz der kolumbianischen Regierung, es gibt es keine Pläne für eine spezielle Betreuung, noch gibt es entwicklungsgerechte Einrichtungen in den Übergangszonen, die nun juristisch zu Wiedereingliederungszonen wurden.

Christian Raschke, Mitglied bei Tierra Unida, arbeitete und studierte in Kolumbien und stellte den Kontakt zur NGO Plataforma Sur her, die in der Friedensarbeit tätig ist. Mit ihr wurde überlegt, wie der Frieden am besten unterstützt werden kann und wer am dringendsten Hilfe benötigt. Es waren die Kinder der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer, die nun in einem zivilen Leben noch nicht die volle erwartete Unterstützung der Regierung hatten.

Während des Friedensprozesses (vier ganze Jahre) haben viele Kämpferinnen der FARC-EP Kinder bekommen. Klar, dies war ein lang ersehnter Wunsch vieler, doch in Kriegszeiten war dies nur schwer bis gar nicht möglich Kinder zu bekommen und groß zu ziehen. Nun will Tierra Unida die „Kinder des Friedens“ unterstützen und von Potsdam aus einen Beitrag zur Wiedereingliederung der Kämpferinnen und Kämpfer leisten. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die Wiedereingliederungszonen mit ihren neu entstehenden Dörfern längerfristig bestehen und ehemalige Guerilleras/os und ihre Familien dort dauerhaft leben werden.

Im Fokus des Projektes der Friedensarbeit stehen vor allem die Kinder. Von Zone zu Zone soll geschaut werden, wie eine Unterstützung aussehen kann. In Icononzo ist es zum Beispiel die Ausstattung eines neu entstehenden Kindergartens. Mit unseren gesammelten Spenden sollen vor Ort Kinderbetten, Kindertische, Stühle, Spielzeug, Bücher und andere Materialien gekauft werden.

Ausführliche Projektbeschreibung als PDF-Dokument Projektbeschreibung Kinder des Friedens