Brasilien nach der Wahl – Kommen ultrarechte Hardliner an die Macht?

attac Potsdam und TIERRA UNIDA e.V. Lateinamerika-Arbeitskreis Potsdam laden ein:

Brasilien nach der Wahl. Kommen ultrarechte Hardliner an die Macht?

Vortrag und Diskussion mit Mario Schenk (FU Berlin)

am Donnerstag, dem 15. November 2018, 19 Uhr
im Madia, Lindenstraße 47 , Potsdam.

Die Stichwahl am 28. Oktober gewinnt der rechtsextreme Jair Bolsonaro deutlich. Dies sagen Umfragen von Mitte Oktober voraus. Ein massiver Rechtsruck hat das Land erfasst. Die Stimmung im Land ist geprägt von einer hohen Polarisierung und einer Rekordenthaltung bei der Wahl. Bolsonaro reitet auf einer Welle der Unzufriedenheit mit dem politischen System.
Die politische Rechte machte den Wahlkampf zu einem Kreuzzug gegen das sozialdemokratische Projekt der Arbeiter PT. Ihr linksgerichteter Kandidat Fernando Kandidat Haddad scheitert mit seinem Appell an die demokratischen Prinzipien und das Eintreten für sog. Minderheitenrechte wie die von Indigenen oder LGBTI-Personen. Stattdessen stoßen ihm vielerorts Hass und eine historisch hohe Ablehnung entgegen.
Mit dem Rechtsruck steht Brasilien in Lateinamerika nicht allein da. Die Epoche linksgerichteter Regierungen ist vorbei. Statt eines Sozialismus des 21. Jahrhunderts sind in Argentinien, Brasilien, Chile und Kolumbien erzkonservative und Markt radikale Hardliner an die Macht gekommen.
Referent Mario Schenk skizziert, wie es zu den Kräfteverschiebungen kam, die dazu führten, dass die Bevölkerung mehrheitlich einen Kandidaten wählt, der einen Polizeistaat nach Vorbild der Militärdiktatur (1964-1985) errichten will.
Ferner wird auf der Veranstaltung diskutiert, welche Voraussagen für eine ultra-neoliberale Regierungspolitik sich aus der bisherigen Politik und den Wahlversprechen Bolsonaros treffen lassen. Und wie reiht sich sein Erfolg in eine transamerikanische Entwicklung ein?

Der Referent Mario Schenk forscht an der Freien Universität Berlin zu Landkonflikten und der Rolle des Staates im Norden Brasiliens. Für das Nachrichtenportal amerika21.de schreibt er regelmäßig zu Brasilien, insbesondere zu Innenpolitik und Umweltthemen. Schenk hat mehrere Jahre in Lateinamerika gelebt.

brasilien

Weitere Fotos aus Icononzo/Kolumbien

Valentina, unsere Projektpartnerin vor Ort in der Wiedereingliederungszone in Icononzo, hat uns weitere Bilder zugesendet. In Icononzo haben wir mit unserem Friedensprojekt den Aufbau und die Ausstattung eines Kindergartens unterstützt. Vom Kindergarten profitieren nicht nur die Kinder der ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfer der FARC, die sich nun in das zivile Leben eingliedern, sondern auch die Kinder der umliegenden Dörfer.

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Der Babyboom in den Dörfern der FARC geht weiter

„Nach 18 Monaten des großen Marsches, als die FARC ihre Waffen in Richtung der damaligen Sammlungsgebiete abgab, sind diese Territorien heute mit Babys und Kindern gefüllt.“ So beginnt ein Bericht vom großen kolumbianischen Radiosender RCN zu einer Reportage des Babybooms in der FARC mit Beispiel aus der Wiedereingliederungszone in Icononzo, wo wir als Tierra Unida ein Friedensprojekt zum Aufbau und der Ausstattung eines Kindergartens hatten.

Im Rahmen der Friedensverhandlungen der FARC mit der Regierung gab es hier im Vorfeld eine ungewöhnliche Zunahme der Schwangerschaften und in weniger als 12 Monaten sind etwa fünfzig Kinder geboren worden, so der lokale Anführer Alirio Arango. „Es wurden fast 50 Kinder im letzten Jahr hier geboren, die ein Indikator für die bedeutendsten unsere Verpflichtung für uns ehemalige Kämpfer mit dem Friedensabkommen ist, weil wir unsere Projekte im Privat- und Familienleben konsolidieren“, sagte er.

„An diesem Ort, der am oberen Rand der östlichen Kordillere von etwa 300 Menschen bewohnt wird, ist es immer häufiger üblich, in Häusern aus vorgefertigtem Material Gelächter oder Babygeschrei zu hören“, so die Reportage. In dem Bericht wird auch Marina mit ihrer kleinen Alejandra interviewt. Mutter Marina berichtet über die schwierigen Bedingungen, die sie in den ersten Monaten hatten, als das Dorf noch im Aufbau begriffen war und es an Unterstützung seitens der Regierung fehlte.

Die fehlende Unterstützung und die Lebensbedingungen der sich in das zivile Leben integrierenden ehemaligen Kämpfer war der ausschlaggebende Grund, uns in Kolumbien mit einem Friedensprojekt zu engagieren. Die Kinder sollten bessere und adäquate Bedingungen vorfinden, schließlich sind sie die neue Generation, die in Frieden aufwachsen kann und der Keim für ein friedvolles Land sind. Mittlerweile steht dort der Kindergarten und durch Tierra Unida konnten vor Ort zum Beispiel Kinderwiegen, Bettmaterial und Spielzeug angeschafft werden.

In der Reportage kommt Alirio Arango auch noch einmal zu Wort. Er hatte vor einigen Jahren ein Kind, aber erst jetzt, wo er eine Tochter erwartet, ist es ihm möglich, ein Vater zu werden. „Ich bin bereits der Vater eines außergewöhnlichen jungen Mannes, den ich nicht genießen konnte, weil mich das Szenario von Krieg und Gefängnis davon abgehalten hat. Aber jetzt in diesem neuen Szenario warten wir mit meiner Partnerin auf ein Mädchen, es ist die Gelegenheit, Rechnungen mit Leben zu begleichen, neue Zyklen neu zu beginnen, es wieder aufzubauen…“

Quelle: RCN - Radiobericht
Quelle: RCN – Radiobericht